Gute Startchancen für alle Kinder

Der TAK-Dialog Aufwachsen setzt sich dafür ein, dass alle Kinder - unabhängig ihrer Herkunft – möglichst gesund ins Leben starten können.

©a:primo

Bekommt in der Schweiz eine Frau ein Kind, so stehen ihr viele unterstützende Angebote zur Verfügung: von der Geburtsvorbereitung, der Versorgung während und nach der Geburt sowie Hebammen-Hausbesuchen, über Mütter- und Väterberatung mit praktischen Tipps, Stillberatung und Rückbildungstraining bis zur regelmässigen ärztlichen Untersuchung des Babies durch die Kinderärztin oder den Kinderarzt. In der Schweiz ist die Gesundheitsversorgung dicht und auf qualitativ hohem Niveau; die Krankenversicherung ist obligatorisch.

Entsprechend ist die Gesundheit von Wöchnerinnen und Neugeborenen in der Schweiz im Durchschnitt erfreulich gut. Schaut man jedoch genauer hin, trübt sich das Bild: Nicht alle Familien können gleichermassen von diesen Angeboten profitieren. Dazu gehören Familien, die sozioökonomisch benachteiligt sind. Dazu gehören insbesondere auch Familien, die aus dem Ausland in die Schweiz eingewandert sind.

Die Chancen sind ungleich

Studien belegen, dass Mütter und Neugeborene mit Migrationshintergrund weniger gesund sind als Schweizer Mütter und ihre Babys. Signifikante Unterschiede lassen sich bereits in der Schwangerschaft feststellen: Migrantinnen haben mehr Komplikationen als einheimische Frauen. In der Folge sind auch die Babys kleiner und risikogefährdeter.

Auf der Kinderintensivstation hat es prozentual mehr Kinder von Migrantinnen und Migranten als aus Schweizer Familien. Und besonders frappant: Das Sterberisiko ist sowohl bei den Babys wie auch bei den Müttern bestimmter Nationalitäten höher.

Unterstützende Angebote wie die Hebammenbetreuung oder die Mütter- und Väterberatung werden oft gerade von denjenigen Familien nicht in Anspruch genommen, die selber über weniger Ressourcen verfügen.

Die Ursachen sind mannigfaltig

Die Angebote für werdende Mütter, Eltern und ihre Säuglinge werden nicht von allen Gruppen gleich genutzt oder greifen unterschiedlich gut.

Einfach lässt sich das nicht erklären. Die Ursachen dafür liegen sowohl auf der Angebotsseite wie auch bei der Zielgruppe. Doch eins steht fest: So wie Eltern für ihr Kind möglichst das Beste wollen, will auch die Gesellschaft dafür sorgen, dass alle Neugeborenen möglichst stark und gesund ins Leben  starten.

Was braucht es?

Da die Ursachen für die Chancenungleichheit mannigfaltig sind, muss auch auf verschiedenen Ebenen dagegen vorgegangen werden.

Vier Stichworte fassen den Handlungsbedarf zusammen:

  • Gesundheitskompetenz: Familien sollen unabhängig von ihrer Herkunft über eine gesundheitsfördernde Lebensweise sowie über die medizinischen, familienunterstützenden und integrationsfördernden Angebote in ihrer Region informiert sein.
  • Erreichbarkeit: Familien mit Migrationshintergrund sollen die Betreuungs- und Beratungsangebote rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Säuglingsalter in ihrer Region ebenso wie Schweizer Familien nutzen.
  • Transkulturelle Verständigung und Kompetenz: Die Anbieter dieser Angebote sollen im Umgang mit einer vielfältigen Patientenschaft unterstützt (z.B. mit interkulturellem Dolmetschen) und ihre transkultureller Kompetenzen gestärkt werden.
  • Vernetzung: Die Akteure der medizinischen Grundversorgung, der familienunterstützenden Angebote und der Integrationsförderung vernetzen sich miteinander und kennen gegenseitig ihre jeweiligen Angebote.

13 TAK-Empfehlungen

Die Tripartite Agglomerationskonferenz TAK als Initiantin und Trägerin des Integrationsdialogs „Aufwachsen – gesund ins Leben starten“ verabschiedete am 27. Juni 2014 konkrete Empfehlungen (pdf, 280 KB) , die sich an die staatlichen Akteure richten. Weiter nahm sie Empfehlungen zur Kenntnis, die sich an nicht-staatliche Akteure richten. Die nicht-staatlichen Dialogpartner ihrerseits haben in Aussicht gestellt, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur Umsetzung der Empfehlungen beizutragen. Die Empfehlungen wurden von einer Arbeitsgruppe erarbeitet, in welcher die Verbände und Institutionen der medizinischen und frühkindlichen Versorgung sowie staatliche Vertreter mitwirkten.

Politischer Kontext

Der Integrationsdialog Aufwachsen lässt sich gut einbetten in aktuelle gesundheitspolitische Strategien von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden: Im September 2013 haben sich Vertreter aller wichtigen Organisationen des Gesundheitswesens und der Schweizerischen Gesundheitspolitik zur ersten Nationalen Gesundheitskonferenz getroffen. Sie haben die Ziele und Massnahmen der Bundesrätlichen Strategie Gesundheit 2020 priorisiert und die zentralen Partner für die Umsetzung benannt. Im Fokus stehen vier Handlungsfelder, welche die Themen „Lebensqualität“, „Chancengleichheit“, „Versorgungsqualität“ und „Transparenz“ abdecken.

Bereits heute wird mit dem Nationalen Programm Migration und Gesundheit (2002-2017) ein Akzent auf die Gesundheitsförderung bei Migratinnen und Migranten gesetzt.

Das Thema beschäftigt auch die Eidgenössischen Räte: Mit dem Postulat Maury Pasquier 12.3966 « Migrationsbevölkerung. Gesundheit von Müttern und Kindern » beauftragt das Parlament den Bundesrat, einen Bericht über die Gesundheit von Müttern und Kindern in der Schweiz im Zusammenhang mit migrationsspezifischen Faktoren vorzulegen.